Night stops



Nach getätigter Flugbuchung steht nun also als nächstes die
Recherche nach einer Unterkunft in NY auf dem Plan – für die ersten zwei Nächte direkt nach unserer Ankunft. Ehrlich gesagt, bin ich recht zwiespältig, was NY angeht – und freue mich fast mehr auf den Moment, wenn wir diese Stadt hinter uns lassen – und die eigentliche Tour beginnen werden.

 

Ich schätze, ich bin ziemlich ungerecht in dieser Sache, und ganz sicher wird mir NY gefallen. Jeder schwärmt von dieser Metropole. Und dennoch habe ich für diesen Moment einfach die Nase voll von Großstädten – das merke ich seit einigen Jahren – und ich bemerke es auch auf meinen Reisen.

 

Was wohl dem Umstand geschuldet sein möchte, dass ich selbst in einer lebe - tagaus – tagein - und das bereits Zeit meines Lebens. Und inzwischen verbindet mich eine ausgewachsene Hassliebe mit ihr.

 

Das der Grund, weshalb  sich meine Freude auf NY bis hierher in Grenzen hält - und ich nur wenig bis gar keine Lust verspüre, viel Geld in dieser Stadt zu lassen.

 

Aber wie wir alle wissen: NY ist teuer. Und das gilt natürlich gleichfalls für deren Unterkünfte. Das 16-Bett-Zimmer im Hostel möchte ich gerne für mich ausschließen, Couchsurfing ebenso - und gleichfalls eine Bank im Central Park - was bleibt...?!

 

Meine Recherchen ergeben, dass es uns am preisgünstigsten kommen würde - wenn wir uns privat in der Bronx einmieten. Denn viele Familien dort vergeben Zimmer. Zeitgleich würde uns dass punktum kulturellen Anschluss verschaffen - ich weiß zwar nicht genau, an welche Kultur - aber das möchte ich an dieser Stelle auch gerne vernachlässigen. Ich meine, zu diesem Preis...

 

Spaß beiseite. Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass wir außerhalb von NY übernachten – und tagsüber in die Stadt hineinfahren werden. Sofern es uns nicht doch noch gelingt, uns eine einigermaßen zentrale und preisgünstige Unterkunftsmöglichkeit zu erschließen. We will see.


Leider – oder Gott sei Dank – wird in diesem Zusammenhang wohl auch notgedrungen das Thema 'Zimmerverteilung' erstmalig zur Sprache kommen. Ein latent heikles Thema und eines, vor dem mir - ehrlich gesagt - etwas graut.

Denn mit jeder weiblichen Reisepartnerin würde ich mir, ohne zu überlegen, ein Zimmer teilen – das wäre überhaupt keine Frage – mit einem Kerl gestaltet sich diese Angelegenheit nun für's erste etwas diffiziler. Shit aber auch.

Die gesamte Reise über getrennte Zimmer zu buchen, hieße allerdings auch - die gesamte Reise über das Zweifache an Kosten zu produzieren. Und das würde mich doch recht schmerzen. Denn viel lieber würde ich das betroffene Geld anderen Zwecken zuführen - als unserem Jetlag damit zweifaches Gemach zu verschaffen. Außerdem sprechen wir hier von über vier Wochen Aufenthalt - da kommt schon ein bisschen was zusammen...

Nicht zuletzt ist mir nicht ganz so wohl in jedem Motel. Wie gesagt. Als ich das letzte Mal durch die Staaten reiste - einmal die Westküste hinab - Seattle - Tucson/Arizona - und retour - mit täglich wechselnden Übernachtungen im Motel - durfte ich Zeuge von so einigem werden. So durfte ich eine Verhaftung live verfolgen [hab' isch jefilmt!! *], in einem Zimmer übernachten, das offensichtlich zum Ort einer schlagkräftigen Auseinandersetzung geworden war, spätnachts in irgendeinem 'Crack-Motel' stranden, wo in etlichen Zimmern die Fenster kaputt waren - usw. Ich meine, all das lag eventuell daran, dass wir ehrgeizig versuchten, dem Begriff 'Low Budget' plastisches Leben einzuhauchen.
Was uns fraglos auch gelang. Aber mal ehrlich: Genau dasselbe habe ich eigentlich jetzt wieder vor... Daraus aber folgt: Ich muss ich nicht unbedingt allerorts alleine nächtigen.

Tja. Wat nu'? Rein logistisch sollte es keine Schwierigkeit darstellen, uns ein Zimmer zu teilen ohne uns gleichzeitig zu nahe zu kommen – denn das habe ich für diesen Moment eigentlich nicht auf dem Schirm.

Denn nahezu überall gibt es Twin Beds zu buchen – also getrennte Betten – und das weiß ich deshalb so genau, weil wir das letzte Mal zu dritt reisten. Mein Ex, ich – und seine legendären Schlafstörungen.

Ich weiß. Kommunikation heißt das Zauberwort. Ich werde mir ein Herz fassen, meine Gedanken teilen & mit ihm reden darüber müssen. Bald. Sehr bald.

Einen kleinen Moment noch bitte...


Ergo: Es bleibt spannend. Ein formidables Übungs- & Erfahrungsfeld. Aber ein ganz wundervolles.

 

Denn – unter unumstößlichen Einbezug persönlicher Präferenzen - kurzfristig auf einen anderen Kontinent verlegt…

Be brave!!

 


 

* Live-Verhaftung in Manteca:

 

 


 

weitere liebliche Eindrücke aus Motels:

 

Aha.

 

Reno-Motel. Fragwürdige Klientel.

 

 

 

 Aha.

 

Loch in Tür. Großes Loch.

 

 

 

Lecker Teppich. Und Geruch erst!!

 

Was ist das, bitteschön...?!

 

 

 

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 Hotelbuchung - Klappe, die erste


 

Gut. Wir haben uns also verabredet, heute Abend zu telefonieren - und ein Hotel in NY zu buchen. Das sollten wir langsam auch. Denn wir benötigen die Hoteladresse für unseren ESTA-Antrag - und auch den Mietwagen wollen wir erst im Anschluss buchen. Dann, wenn wir genau wissen, ob wir direkt am Flughafen in unseren Mietwagen einsteigen werden - oder ihn erst in NY anmieten. Und welche Variante sinnvoller ist.

 

Herrjeh, wie ich mich auf dieses Telefonat freue. Überhaupt nicht. Bei dieser leidigen Übernachtungsfrage und entsprechender Zimmerverteilung dreht sich mir der Magen um. Rationale Argumente - streiten mit rationalen Argumenten. Ich habe Angst, dass er es als komplett absurd empfindet, wenn ich ihm vorschlagen würde, ein Zimmer zu teilen. Er erscheint mir so kultiviert und gentlemanlike. Du meine Güte. Eine Spezies, mit der ich keinerlei Erfahrungen habe... Ich habe meine Erfahrungsfelder in der Vergangenheit bevorzugt auf andere Gattungen verlegt.

 

In der Zwischenzeit habe ich mich auf folgenden Kurs verlegt: Verdrängung. Respektive: Gekonnte Vogel-Strauß-Politik. Der von mir gewählte Lösungsweg: Ich werde mich in vollkommener Passivität üben - und ihm den Ball überlassen. In Gänze. Ich persönlich finde den Plan super.

 

Außerdem habe ich mich unterdessen darauf eingestellt, dass wir die ersten zwei Nächte jeweils ein eigenes Zimmer buchen werden - uns erst einmal kennenlernen - und dann weitersehen. Das macht Sinn. Denn weshalb einen Gewaltakt veranstalten und die Dinge überstürzen - mittlerweile erscheint es mir selbst nahezu grotesk, uns, unbekannterweise, sogleich in ein gemeinsames Zimmer einzubuchen. Als wäre die Sache nicht eh schon paradox genug...

 

Schmerzen tut mich allerdings nach wie vor der Kostenfaktor. Angesichts der gegenwärtigen Hotelpreise, die wir nur minimal optimieren konnten, käme der volle Zimmerpreis für mich dem berühmten Biss in den sauren Apfel gleich. Aber egal, ich rechne damit.

 

In den letzten Tagen haben wir beiderseits mögliche Unterkünfte recherchiert und per eMail Links ausgetauscht. Viel interessanter noch als die von ihm erwählten Hotels, finde ich dabei die Erforschung, mit welchen Eckdaten er die Suchmaschinen jeweils gespeist hat. Hat er einen oder zwei Erwachsene eingegeben? Und auf wie viele Zimmer verteilt? Vielleicht erlaubt mir dies Rückschlüsse. Und ist imstande, mir eine vorteilhafte Position zu verschaffen - wenn ich nämlich bereits wüsste, welches die von ihm präferierte Spielart ist...

 

Tatsächlich hat er zwei Erwachsene und 1 Zimmer angegeben. Aber irgendwie sagt das in diesem Kontext auch nicht so wirklich etwas aus. Schließlich will er wohl den Preis für ein Zimmer ermitteln - und nicht für zwei. Denn den müsste man dann ja wieder durch zwei teilen den Preis. Aber reisen tun wir nun mal zu zweit. Ach egal. Ich denke mich um Kopf und Kragen. Ich höre jetzt auf damit. Warte einfach ab. Und lasse ihn das Ding schaukeln. Merke: Ich habe nix damit zu tun... Rein gar nix.

 

Am Abend das Telefonat. Nach einem wiederholten, gemeinsamen Vergleich der Unterkünfte aus getroffener Vorauswahl entscheiden wir uns uni sono für ein Hotel. Die Lage ist günstig, Long Island City, es bietet kostenfreies Parken, die Zimmer sehen nett aus, die Verbindung nach Manhattan ist gut, der Preis ist vergleichsweise okay.

 

In Ordnung. Nächster Schritt. Buchung. Er macht keine Anstalten. Ich frage ihn schließlich: 'Wollen wir das jetzt reservieren - oder erst in den nächsten Tagen?' (Oh, bitte, bitte - erst in den nächsten Tagen...) -  Er: "Lass uns das jetzt reservieren - auf jeden Fall sogar! Es sind kaum noch Zimmer frei und das lässt sich immer noch kostenfrei stornieren..." Gut. Also buchen.

 

Pause. Keine weiteren Anstalten. Seinerseits. Er scheint dasselbe Manöver gewählt zu haben wie ich - nämlich vollkommene Passivität. Den Spielball dem Gegenüber zu überlassen. Gutes Manöver. Kann ich nur bestätigen. Die Sache hat nur einen Haken: Leider bin das Gegenüber in diesem Fall ich. Und das finde ich überhaupt nicht klasse...

 

All right. Was sind die Fakten? Zur Auswahl stehen: Kingsize, Twin und Queensize Beds. Ein oder zwei Zimmer. That's it.

 

Ich werfe ihm den Ball zu und frage: 'Gut. Was darf's denn sein?' - Er wirft ihn zurück und erwidert: "Damenwahl." Sehr lustig. Ja, was wählt die Dame denn? Worüber sprechen wir hier gerade? Ich habe keine Ahnung. Wir bleiben ja vollkommen abstrakt. Bringt nichts - also offene Worte. Ich behalte den Ball und wähle die Flucht nach vorne: 'Wie machen wir das, buchen wir ein oder zwei Zimmer? Wir haben das überhaupt noch nicht thematisiert - lass uns einfach mal drüber sprechen.' - Seine knappe Erwiderung: "Damenwahl!" - Na toll. Immerhin er fährt seinen Kurs konsequent. - Während ich hier rudere und rudere. Und wahrscheinlich gleich untergehen werde... Ich fasse mir ein Herz und lege ihm meine Überlegungen dar: 'Angesichts der Hotelpreise, aus pragmatischen und ökonomischen Gründen, würde ich ungern zwei Zimmer buchen. Ich habe kein Problem damit, mir ein Zimmer zu teilen. Ich war bereits mit verschiedenen Menschen verreist & in den unterschiedlichsten Konstellationen - daher wäre ich dafür, ein Zimmer zu buchen.' Er: "Prima. Dann machen wir das doch. Zumal es keine Vergünstigungen für Alleinbelegung in den Staaten gibt. Ich bin auch dafür."

 

Great!! Auch das geht also leicht. Ich bin sehr erfreut. Und vor allen Dingen: erleichtert. Wie mir im Anschluss an das Telefonat noch viel bewusster werden will. Anders ausgedrückt: Mir fällt ein Riesenstein vom Herzen. Plumps. Diese Sache hat tatsächlich sehr auf mir gelastet. Da hilft auch kein Vogel Strauß.

 

Ich biete an, das Hotel auf meine Kreditkarte zu buchen - er will dafür als nächstes den Mietwagen übernehmen  - abrechnen tun wir unter uns. Ich widme mich wieder dem Buchungsvorgang. Und frage: 'Kingsize, Twin oder Queensize?' - Er: "Damenwahl." - Hey, langsam wird mir das aber zu bunt. Außerdem glaube ich inzwischen - dass ich tatsächlich viel kultivierter bin als er!! Ich entscheide mich für Twin Beds. Natürlich.

 

Kann mir aber die Gedanken nicht verkneifen: Hätte er jetzt auch mit mir in einem Bett geschlafen? Und - was stellt er sich vor?

 

Nein. Kommt gar nicht in Frage. Definitely not.

 

Ich habe meinen letzten Lover erst vor ein paar Wochen verabschiedet - und bin für diesen Moment satt an Undefinierbarem. An Diversem sowieso. Nur noch klare, einfache Dinge bitte. Oder gar nix. Oder die große Nummer. Alles übrige? Nein, danke. Jetzt oft genug gehabt. I'm sick of it. Enough.

 

Also belassen wir es bitte hübsch bei zwei Reisepartnern.

 

Amen.

 

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© 2o12, Saskia Katharina Krost