Epilog


 

24th April


 

Es ist komisch, wieder zuhause zu sein. Einerseits schön. Andererseits nicht schön. Der Jetlag hat mich nach wie vor fest im Griff - und auch meine Seele ist noch nicht wieder im Lande. Hängt noch zwischen den Welten. Vielleicht mag sie auch nicht zurückkehren. Sondern lieber in der Ferne weilen.

 

Die Neuigkeiten, die mich in Berlin erwarten, halten sich überschaubar - ich mag kaum glauben, wie wenig Relevantes sich innerhalb von fünf Wochen ereignet - wenn der alltägliche Gleichfluss schlicht seinen stillen Wegen folgt. Vor allen Dingen, wenn man selbst in derselben Zeit so Vieles und Reiches erlebte. Ich weiß, Alltag ist menschlich und sicherlich von einer gewissen Notwendigkeit - und dennoch empfinde ich den gewohnten Gleichtrott zunehmend als Verschwendung von Lebenszeit. Als unerquicklich, sinnlos und ermüdend. Nahezu als Sünde am Leben. Denn die begrenzte Zeit, die uns ein  Menschendasein schenkt, ist kostbar. Achtenswert und wertvoll. Ich weiß nicht, ob ich so weiterleben kann. Ob ich so weiterleben möchte. Ich denke, es stehen Veränderungen an. Wir werden sehen.

 

Die endlosen Weiten, umfassenderen Relationen und Kontexte, in denen ich mich in den letzten Wochen bewegte, haben mir gut getan. Der Kleingeist hingegen, mit dem ich mich hier, in gewohnten Dimensionen, unvermittelt wieder konfrontiert sehen muss, befremdet mich. Stößt mich ab. Bereitet mir fast körperliche Schmerzen. Wer hat - mit wem - warum - und wozu - es interessiert mich einen Shit. Plötzlich fällt mir verstärkt auf, wie viele im eigentlichen unglücklich und/oder unzufrieden sind. Es ist die Mehrzahl. Erschüttert registriere ich, wie kreativ sich das menschliche Gemüt in der Kreation von Dramen zeigt - in der Schaffung von Ersatzhandlungen - um Leere und Tristheit nicht zu spüren. Denn eine Konfrontation würde zweifellos Fragen aufwerfen. Veränderungen einfordern. Ich möchte das für mich nicht mehr. Meine Zeit nicht mehr tot-schlagen. Nicht mehr ersticken in Sinnentleertheit. Ertrinken in Bedeutungslosigkeit. Mich dürstet nach größeren Kontexten und Zusammenhängen. Mich dürstet nach Sinn.

 

Es ist alles beim Alten in Berlin soweit - und ich bin froh darüber - nur, dass irgendwie ich nicht die Alte bin. Unendlich viele Dinge, die ich genieße. Aus vollem Herzen. Ich bin zutiefst dankbar, so gut situiert, gesegnet und beschenkt zu sein. Und erfreue mich all der unzähligen Annehmlichkeiten, die ich hier nun wieder nutzen darf.

 

Und dennoch: Meine Welt erscheint mir zu klein geworden. Zu eng. Und zu statisch. Ich fühle mich nicht glücklich.

 

Nicht zuletzt suche ich unverändert nach Richtung und Perspektive. Zwar hat mir die Reise bewusst werden lassen, was es ist, das mich hält und meinem Dasein Sinn wie Erfüllung verleiht: Das Reisen. Ich möchte unterwegs sein. Neues sehen. Staunen. Lernen. Leben. Schreiben. Dasein und Bewusstsein erforschen. Menschen ergründen. Individuen begegnen. Allerdings benötigt es aus diesen Zutaten nun noch ein Leben. Und das habe ich noch nicht. We will see. Auch an dieser Stelle.

 

Kurios, dass ich auszog, mit der tiefen Sehnsucht eines Ankommenwollens. Und nun zurückkehre mit der Sicherheit, dass es das  Unterwegssein ist, dass mir Sinn und Inhalt für mein Leben verleiht.

 

Doch nicht nur das habe ich über mich gelernt.

 

Gelernt habe ich auf dieser Reise noch etwas: Über die Relevanz und Wirkkraft von Umgebungen. Mittels dieser Reise, auf der wir so häufig und rasch unsere Standorte wechselten, wurde mir äußerst deutlich, welchen Einfluss ein Umfeld in seiner Energie und Beschaffenheit auf uns nimmt. Auf das eigene Empfinden, Denken und Erleben. Einen enormen. Immer wieder ereignete es sich, dass ich mich innerhalb weniger Stunden oder eines Tages als ein anderer Mensch fühlen sollte. Im guten, ebenso wie im schlechten. Schlichtweg dadurch, dass wir in der Zwischenzeit Standort und Umgebung gewechselt hatten. Andere Orte, andere Menschen, andere Energien um uns hatten.

 

Nicht nur wir selbst. Auch unsere Umgebung vermittelt uns eine Definition unserer selbst. Lässt uns fühlen, wie wir fühlen. Denken, wie wir denken. Sein, was wir sind.

 

Daher ist es wichtig, womit wir umgeben sind. Wo wir uns aufhalten. Es kann unser persönliches Erleben verändern. Unseren Selbstausdruck. Unsere Charakteristik. Unser Glück und unser Wohlbefinden. Es kann uns groß werden lassen. Oder klein. Befreien. Oder einkerkern.

 

Dies ist mir nun verstärkt bewusst.

 

Das aber lässt die Frage nach meinem eigenen Standort, nach meinem persönlichen Platz und meiner Verankerung lauter für mich werden. Vermehrt in den Mittelpunkt rücken.

 

Ich habe erfahren, wie unterschiedlich ich mich fühlen kann. Und ich möchte mich glücklich fühlen. Auf Reisen fühlte ich mich immer wieder glücklich.

 

Momentan fühle ich mich das nicht.

 

Es gab da diesen kleinen Moment auf dem Weg vom Flughafen nach Kreuzberg. Wir fuhren eine Straße kurz vor der heimatlichen Wohnung entlang, Freitagabend, eine Gruppe Jugendlicher stand vor einem Kiosk, auf dem Weg, das Berliner Nachtleben unsicher zu machen. Einer von ihnen trug einen Leitkegel auf dem Kopf. Wie selbstverständlich. Als Hut. Niemand, der weiter Notiz davon nahm. Geschweige denn, dem Einhalt gebieten würde.

 

Ein Bild, das ich in Los Angeles sicher vergeblich gesucht hätte. Das aber ist es, womit ich mich aus tiefstem Herzen identifiziere - in Berlin ist man frei. Frei, individuell zu sein. Frei zu sein, tun oder lassen, was man möchte. Zumindest relativ. Frei.

 

Ich bin mit Leib und Seele Berlinerin. Und werde es auch immer bleiben. Das steht fest.

 

Und trotzdem gibt es da dieses Gefühl des Überdrusses. Das Gefühl, für diesen Moment an diesem Ort alles gesehen und erlebt zu haben - jeden Stein gedreht und gewendet - diesen Ort in- und auswendig zu kennen. Gepflastert mit Erinnerungen - Schicht um Schicht - gute wie schlechte. Dazwischen kaum noch ein Quadratzentimeter, der mir jungfräulich und unbedarft erscheint. Teils mutet es mir an, als bestünde dieser Ort nur noch aus verbrannter Erde.

 

Kein gutes Gefühl.

 

Gleichzeitig fühlt es sich an, als sei mein gewohnter Radius zu klein für mich geworden. Als bräuchte ich einen größeren. Um mich ausdehnen. Aus empfundener Enge hinaus. In die Welt hinein.

 

We will see. Ich formuliere es zum dritten Mal.

 

Meine gewohnte Komfortzone gestaltet sich inzwischen nicht länger als komfortabel. Sie nimmt mir vielmehr die Luft.

 

Also packe ich meine Koffer und verlasse sie erneut. Noch nicht einmal eine Woche nach meiner Rückkehr aus den Staaten mache ich mich auf den Weg.

 

Übe mich ein weiteres Mal in Beherztheit und Waghalsigkeit, in der Aufgabe, meine eigenen Grenzen zu dehnen und auszuweiten. Die Vernunft zwar Ratgeber - aber nicht länger Kerkermeister spielen zu lassen.

 

Und fahre nach Paris. Für ein Treffen mit Mark.

 


 

 

25th-29th April


 

Noch in Los Angeles habe ich einen Parisaufenthalt gebucht. 'Warum auch nicht', habe ich mir gedacht. Verspüre kaum Lust, nach Berlin zurückzukehren, sowie Traurigkeit bei dem Gedanken, dass diese Reise nun vorerst ein Ende nehmen soll. Weshalb also nicht gleich wieder die Koffer packen? Dem eigenen Ruf folgen, dem Herzen - den Fokus somit auf das Positive richten - vorwärts - auf die nächste Reise - und nicht rückwärts, im Abschied, geleitet von Frustrationen.

 

Ein kleiner Aufschub noch, eine kleine Verlängerung, ein kleiner Epilog - bevor ich mein Leben grundsätzlich werde ändern müssen - und den Parametern meiner Sehnsüchte anpassen möchte. Oder - bin ich vielleicht sogar schon mittendrin? Dabei, das Leben meiner Passionen zu leben? Indem ich einfach reise? Weiter-reise? Denn dies ist es, was mein Herz sich wünscht.

 

Ich freue mich auf Paris. Werde dieser Stadt das erste Mal begegnen. Was meiner Abenteuerlust optimale Befriedigung verschafft. Ich wollte schon lange nach Paris.

 

Aber wie kam es dazu? Ich erinnere es nicht einmal mehr genau.

 

Je näher das Ende meiner USA-Reise rückt, umso klarer wird Mark und mir, dass wir uns begegnen müssen. Und wollen.

 

Er hat mich begleitet auf meinem Ritt über den Kontinent, mich gestärkt und behütet, mich erheitert und meine Seele gestreichelt. Wir sind uns nahe getreten. Sind zu einem täglichen Bestandteil des anderen geworden. Was nun also, nach dem Ende der Reise, anfangen damit?

 

Wir sind uns einig, dass der Realitätscheck aussteht. Das sind wir der Sache einfach schuldig.

 

Denn es ist keine Option, rein virtuell fortzufahren. Das verkäme alsbald zu einer Illusion. Oder wäre wenig nutzbringende Phantasie. In jedem Fall kaum konstruktiv. Und sicherlich kein Leben.

 

Ebenfalls zieht keiner von uns in Erwägung, die Sache schlicht mit der Reise auslaufen zu lassen. Dafür sind wir einander zu wichtig geworden. Dafür ist es zu schön zwischen uns.

 

Bleibt demnach allein: Der Realitätscheck. Besagter. Sollte die Sache ihn nicht bestehen, wissen wir es wenigstens. Wissen zeitgleich, dass sich unsere Bestimmung sowie unser Zeitfenster allein auf die USA-Reise beschränkten. Und können letzteres friedlich schließen hinter uns.

 

Ebenfalls einig sind wir uns darin, dass wir nicht lange warten möchten mit einem Treffen. Hopp oder Top. Niemand fühlt sich dazu berufen, eine Fiktion künstlich in die Länge zu ziehen. Dafür bewegen wir uns beiderseits an zu bedeutsamen Lebenspunkten.

 

Auf der Suche nach einem geeigneten Treffpunkt beschließen wir, uns einfach in der Mitte zu treffen. Die Mitte zu bestimmen überlassen wir einer Landkarte - Jena. Also Jena. Wir werden uns in Jena begegnen. Eine Woche nach meiner Rückkehr.

 

'Jena ist Shit!' wird Mark ein paar Tage später bemerken. Also gut. Wohin dann? Auf der Suche nach einer Alternative - landen wir bei Paris. Irgendwie. Ich habe vergessen wie. Einverstanden. Also Paris.

 

Mark überrascht mich kurze Zeit später mit seiner getätigten Buchung. Er hat die Sache eingetütet. Dingfest gemacht. Einen Flug gebucht. Und zwar ohne Stornomöglichkeiten.

 

Nun bin also ich am Zug. Habe meine Worte in Taten umzusetzen. Recherchiere meinerseits nach Flügen. Stelle fest, dass sie aufgrund der Kurzfristigkeit teuer geworden sind - und lande schließlich bei einer Kombination aus Hinreise per City-Nightliner und Rückreise per Flieger. Dank eines Spezialangebots kommt mich diese Kombination letztlich günstiger als ein Hin- & Rückflug. Das überzeugt mich. Es war schon immer mein Wunsch, einmal im Schlafwagen zu reisen. Nun habe ich die Chance, ihn zu verwirklichen. Zu besten Konditionen. Also buche ich.

 

Paris steht. Auch meinerseits. Mit der Buchung einer Unterkunft warte ich bis Berlin.

 

Mit der Ankunft in Berlin - und je näher die Parisreise rückt, kann ich allerdings nicht mehr im geringsten nachvollziehen, was ich hier eigentlich schon wieder fabriziere. Weshalb ich mich zu einem Paris-Trip entschlossen habe. Eine Woche nach meiner Rückkehr. Und schon wieder mit einem Fremden. Irgendwie habe ich sie doch nicht mehr alle.

 

Jetlag bis unter die Nasenspitze, seit ein paar Nächten endlich einmal mein Bett für mich allein, gerade fünf Wochen mit einem bis dato Unbekannten auf Reisen verbracht - die wir uns zum Schluss gegenseitig erdolchen wollten - und jetzt gehe ich sofort in die nächste Runde. Und das auch noch in Paris. WARUM?! In Teufels Namen. Ich habe wiederholt keinen blassen Schimmer, was ich mir eigentlich gedacht habe. Bei dieser Sache.

 

Erschwerend kommt hinzu - und zwar äußerst erschwerend - dass es hier, bei der Parisnummer - nicht erstrangig um die Reise gehen will. Wie dies in den Staaten der Fall war.

 

Diese Reise steht nun definitiv unter einem anderen Stern. Es ist ein Date. Und zwar ganz eindeutig. Ein Date, dass ich mich eben einmal ein paar Hundert Euro sowie vier Tage meines Lebens kosten lasse - dafür, um bereits nach ein paar Zehntelsekunde zu wissen, ob dieses Ding überhaupt eine Chance bekommt. Oder auch nicht. Ob wir einander sympathisch sind. Oder viel eher schreiend davonlaufen möchten. Aber schreiend davonlaufen geht leider nicht. Vielmehr haben wir dann vier Tage Paris an der Backe. Hallelujah.

 

Grandiose Idee, Saskia. Hast du wirklich spitze gemacht. Sag - hätte es nicht einfach Jena sein können? Oder ein Café? Für diese besagten Zehntelsekunden? Das ist einfach Wahnsinn. Pure Unvernunft. Das kann man ja keinem Menschen erklären. Zumal ich es inzwischen selbst nicht mehr verstehe.

 

Hinzu kommt, dass ich eigentlich nicht den geringsten Bock auf Dating habe. Weder in Berlin, Jena, Paris - noch sonst irgendwo. Ich habe die Schnauze schlichtweg voll davon, mich als vermeintlich freiverkäufliche Marktware zu präsentieren, der Prüfung potentieller Abnehmer zu unterziehen - und dämliche Gespräche zu führen. In denen effektiv abgeklärt werden möchte, ob man vielleicht denn kompatibel sein könnte. Und möchte. Ich will diesen Shit nicht mehr. Mit keiner Wimper sogar. Bin dafür nicht zu haben. Nicht für diesen Moment.

 

Warum fahre ich also nach Paris?

 

Weiterhin glaube ich kein bisschen daran, dass wir den Sprung vom Virtuellen ins Reelle bewältigen werden. Es ist sogar mehr als unwahrscheinlich. Ich kenne Online-Dating - und das zur Genüge - und weiß, wie groß sich die Diskrepanz zwischen Virtualität und Leben in dieser Hinsicht meistens präsentiert. Einmal mehr, wenn bereits eine virtuelle Vorgeschichte existiert - und sich Erwartungen haushoch aufgetürmt haben. In der Realität muss so manche Projektion unter Umständen weichen oder angepasst werden - und das gelingt häufig nicht. Ich bemerke das wertfrei. Die Realität ist nicht schlechter als das Virtuelle - sie ist einfach anders.

 

Mit diesen Überlegungen also trete ich meine Paris-Reise an. Bin wenig hoffnungsfroh. Sondern vielmehr entsetzt über meinen Entschluss. Mark soll es nicht wirklich besser gehen. Denn auch er hat sich selbst von hinten überholt. Uni sono fragen wir uns demnach, ob wir von allen guten Geistern verlassen sind. Und gleichen in den letzten Tagen vor unserer Paris-Reise wechselseitig einem Nervenbündel. Mal er. Mal ich.

 

Sarkasmus hält mich inzwischen zu der Überlegung an, das Verlassen meiner Komfortzone künftig einfach zu meiner präferierten Sportart zu erheben - und außerdem jegliche Dates grundsätzlich auf andere Kontinente oder in andere Länder zu verlegen. Immerhin komme ich auch auf diese Art zu meinen Reisen... Aber mein Sarkasmus hilft mir nicht.

 

Alles, was mir jetzt hilft, ist Mut.

 

Lange Rede: Die Fahrt im 1.-Klasse-Schlafwagenabteil verläuft phantastisch. Ich habe das Abteil für mich, lege mich mit dem Kopf in Richtung Fenster, wiege mich im Ruckeln und den Geräuschen der Bahn, schlafe tief, fest und träume, wache ein paar Mal nachts auf, schaue nach draußen, in die nächtliche Landschaft, auf die Strecke, auf beleuchtete Bahnhöfe, mache mich morgens fertig, bekomme Frühstück serviert, liege die letzten 1 1/2 vor der Ankunft auf dem Bett und schaue aus dem Fenster. Sehe Lavendelfelder vorbeiziehen, kleine französische Dörfer, liebliche Landschaften - eine wundervolle Art des Reisens und Ankommens. Auch Paris wird mir auf Anhieb sehr gefallen, die Stadt der Liebe und der Lichter - den ersten Tag verbringe ich allein und in Eigenregie, Mark wird erst am Abend eintreffen.

 

Ich bin mir sicher - allein für die Zugfahrt und für Paris - hat sich diese Reise bereits gelohnt. Ich bin im Frieden. Lasse mich einmal mehr von der Weisheit meiner inneren Führung überzeugen. Davon, dass Courage belohnt wird. Und dass alles besser ist, als frustrierte Lethargie und ängstliche Passivität das eigene Leben dirigieren zu lassen. Eine schöne Erfahrung. Die jedoch immer wieder herausfordern wird.

 

Und doch soll es noch gelungener kommen: Mark und ich verlieben uns in Paris ineinander. Tatsächlich gelingt es uns nicht eine Nacht, dem Magnetismus zwischen uns etwas entgegenzuhalten. Es ist intensiv. Es ist schön. Es ist richtig.

 

Sehr schnell sind wir sehr vertraut miteinander. Und wo ich einen Tag zuvor - noch im Vorfeld von Marks Ankunft - in der Metro hinter einem jungen, eng ineinander verschlungenen Pärchen sitze, begleitet von den Gedanken, dass ich niemals in meinem Leben soweit entfernt von selbem war wie derzeit - und ähnliches vielleicht auch nie wieder erleben werde, auch deshalb, weil ich an Nahbarkeit verloren habe - es schmerzt mich nicht, ich stelle es schlicht fest - sitze ich am nächsten Tag exakt genauso in der Metro. Ich kann es kaum glauben.

 

Das Leben ist absurd.

 

Wir werden vier wundervolle Tage in Paris verbringen. Lachend. Knutschend. Freudig. Heiter.

 

Dann trennen sich unsere Wege fürs erste wieder. Er fliegt nach Stuttgart. Ich nach Berlin.

 

Es ist traurig. Und es ist schön. Sehr schön sogar. Und dennoch habe ich Bedenken. An vorderster Stelle stellt sich mir die Frage: Gibt es einen gemeinsamen Platz zum Leben für uns?

 

Ich weiß nicht, ob ich auf Dauer in Deutschland bleiben möchte. Bleiben kann. Geschweige denn nach Stuttgart ziehen möchte. Darüber hinaus bin ich kompromisslos geworden. Kompromisslos was meine Verpflichtung mir selbst gegenüber - sowie die Koordinaten meiner Erfüllung betrifft.

 

We will see. Wir werden es herausfinden.

 

Und bis dahin genießen. Was wir miteinander teilen. Uns.

 

In zwei Wochen sehen wir uns wieder.

 

In Jena.

 


 

 

Prolog«]


© 2o12, Saskia Katharina Krost